Es war einmal eine Anfrage von einem Herren, namens Todd. Er wollte Portrait-Fotos von sich anfertigen lassen. Die Portraits sollten ihn in seinem Barbiersalon in der Londoner Fleet Street zeigen und darstellen, wie er wirkt und schafft. Wohl zu Werbezwecken, um sein Barbiergeschäft zu beleben oder mehr Leute in seinen Salon zu locken, wie er es selbst formulierte. Auch sollten bei dieser Gelegenheit gleich noch ein paar Portrait-Aufnahmen von seiner Haushälterin, einer Frau mit dem Namen Lovett, gemacht werden.

Ich packte also meine sieben Sachen Foto- und Fotostudioequipment ein und verabredete mich mit meiner Stylistin. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach London in die Fleet Street. Bei unserer Ankunft  wurde es schon langsam Abend. Wir wurden gleich freundlich von der Haushälterin, Frau Lovett empfangen und hereingebeten. In der Küche nahmen wir Platz und warteten auf Herrn Todd, um mit ihm noch die letzten Details für das Fotoshooting zu besprechen. Frau Lovett tischte eine Fleischpastete auf, die ein bisschen merkwürdig schmeckte. Aber wir wollten nicht unhöflich sein. Herr Todd wollte sich auch gleich zu uns gesellen, hatte wohl gerade noch einen Kunden zu erledigen.

Portrait-Fotos in morbider Umgebung

Nach einer viertel Stunde kam dann auch Herr Todd zu uns, draußen wurde es schon dunkel. Nach einer kurzen Klärung der letzten Fragen, führte Herr Todd uns in seinen Salon in der oberen Etage des Hauses. Karg und recht trostlos eingerichtet befand sich hier eigentlich nur ein alter Barbierstuhl, eine kleine Konsole auf der nur ein Rasiermesser lag, eine Luke im Boden und zwei Fenster mit Blick auf die Dächer der nächtlichen Stadt. Na schön, dachte ich – alles etwas morbide aber vielleicht ist dies ein recht brauchbarer Stil für spannende Portrait-Fotos. Während ich mein Lichtsetup vorbereitete, ein Hauptlicht von rechts oben, einen Schattenaufheller und ein Streiflicht von links hinten (Zwielicht) kümmerte sich meine Stylistin noch einmal um die Kostüme, Gesichter und Frisuren der beiden Protagonisten, sorgte dafür, dass sich alles dort befand, wo es hingehört.

Zum warm werden erst ein paar Einzelportraits von Herrn Todd. Auf dem Stuhl, mit Rasiermesser, ohne, bitte einmal recht freundlich, ach nee, lieber doch nicht. Die Haushälterin wurde währenddessen etwas rastlos, wollte auch mit aufs Bild, vor allem immer zusammen mit Herrn Todd. Also dann. Paarportraits. Im Salon, vor dem Haus, mit Rasiermesser, ohne, bitte einmal recht freundlich, ach nee, lieber doch nicht.

Nach drei Stunden hatte ich das Gefühl, alles Benötigte im Kasten zu haben. Es wurde Zeit, alles Equipment wieder einzupacken und den Heimweg anzutreten. Das Angebot einer professionellen Rasur durch Herrn Todd schlug ich aus. Beim nächsten Mal sicher gerne. Für heute wollten wir los, schon einmal das Material sichten und eine Vorauswahl treffen. Pastete wollten wir dann auch nicht mitnehmen.

Sei auch Du Deine Lieblings – Film-, Serien- oder Märchenfigur!

Zusammenfassend betrachtet war dies ein sehr interessantes Projekt. Ein wenig düster und morbide, die Stimmung merkwürdig depressiv, die Ergebnisse dafür aber sehr beeindruckend. Nachdem die ausgewählten Bilder noch einmal digital überarbeitet wurden fertigte ich eine Reihe Prints an und ließ sie den beiden Protagonisten zukommen. Es kam noch ein kurzes positives Feedback aber dann haben wir von Frau Lovett und Herrn Todd nie wieder etwas gehört. Schade. Hier hätte es ruhig eine Fortsetzung geben können. Vielleicht gibt es aber auch einmal Anfrage von anderen Figuren aus Filmen, Serien, Musicals oder anderen fiktiven Welten, die Lust haben, sich in solch spannenden Portraits zu verewigen. Ich wäre auf jeden Fall dabei!

Sweeney Todd: dargestellt von Daniel | Mrs. Lovett: dargestellt von Sarah | Stylistin: Eli | Stockfotos Hintergründe: Sarah und Daniel | Kostüme: GladRags Köln | Fotograf und Bildbearbeiter: ich

Ich möchte auch einmal als Filmfigur portraitiert werden